Widerstand

Widerstand - Isla volante
Widerstand – Isla volante

Ich weiß nicht, ob sich das Meer konzentrieren kann, ob es manchmal verzweifelt versucht, seinen eigenen Willen durchzusetzen, ob es seit Urzeiten darüber nachdenkt, warum es immer wieder der Anziehung und Abstoßung durch den Mond folgen muss, aber es gefällt mir, zu glauben, das Meer übe sich lebenslang im Widerstand.

 

Die Quelle

Die Quelle - Isla volante
Die Quelle – Isla volante

Unsere Befangenheit in Vorstellungen. Bis ein Satz, ein Wort, sie auflöst. Ich habe dir von den Wellen geschrieben. Mein Stranden im offenen Meer. Und kein Wal, der mich aufnahm, kein Kapitän Ahab, der mir mit seiner Wut den Weg wies. Nur die Erinnerung an die singende Quelle, von der Marguerite Duras geschrieben hat. Ihre Worte wie Psalme. Mein neues Testament.

 

Besitz

Besitz - Isla volante
Besitz – Isla volante

Um mich herum Weite. Horizont. Müdigkeit. Auf einem weißen Schiff, wie von Marguerite Duras ausgedacht, steht die kleine Frau und winkt.

Was du siehst, wenn du die Augen schließt, gehört dir, hat meine Mutter mir immer wieder gesagt. Und ich habe ihr nie verraten, dass es das Meer ist, dessen Bild hinter meinen geschlossenen Augen auftauchte. Verlässlich und tröstend.

Hände

Hände - Isla volante
Hände – Isla volante

Als Kind war ich zu Hause in der Landschaft des Meeres, in der Wüste, die ja auch nichts anderes war als ein Ozean aus Sand und in den steinigen Gebirgen. Alles lag in meiner Hand, solange meine Hand in der meines Vaters lag.

Fisch

Fisch - Isla volante
Fisch – Isla volante

Durch Kiemen atmen und statt Haut Schuppen. Sich niemals im Spiegel sehen, vielmehr die Spiegel zerstören, die eine ruhige Wasserfläche bereitstellt für die, die immer und überall ihr eigenes Gesicht suchen. Keine Füße haben und keine Stimme. Aber immer in Bewegung sein und schwerelos.

Pause

Pause - Isla volante
Pause – Isla volante

Wir schwimmen im kleinkarierten Bedauern unserer Ahnungslosigkeit. Unser Horizont ist nicht weit, aber immer begleitet vom Rauschen ungebetener Gedanken. Einmal im Jahr fahren wir ans Meer, um sie zu ertränken. Essen Fisch und bespötteln unsere Sparsamkeit. Und wenn wir langsam anfangen, uns daran zu gewöhnen, dass etwas uns trägt, fahren wir wieder nach Hause.

 

Die kleine Frau verwandelt sich in eine Flaschenpost

Die kleine Frau verwandelt sich in eine Flaschenpost - Isla volante
Die kleine Frau verwandelt sich in eine Flaschenpost – Isla volante

Die kleine Frau steht am Ufer. Verlagert ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Aber es hilft nichts. Sie findet den Rhythmus der Wellen nicht. Diese Kraft, die aus vielen winzigen Einzelheiten eine bedeutsame Bewegung macht.

Sie hat ihre Einsicht ins Meer geworfen und auf dessen Umsicht vertraut. Das Meer aber hat ihre Einsicht einer einsamen Flaschenpost vermacht.

Erst muss man alle Hoffnungen verlieren, dann erreicht einen eine verwaschene Botschaft wie eine Welle, der man sich getrost überlässt.

Vertrauen

Vertrauen - Isla volante
Vertrauen – Isla volante

Die Gischt, die ich Dir für Schnee verkauft habe, wenn Deine Sehnsucht nach Winter zu verbindlicher Einsamkeit gefror.

Das Licht bricht sich doch auch im Sommer und Möwen sind weiß.

Wenn Du auf die zarte Haut gewartet hast, die dem Wasser im Winter wächst, wusste ich, es gibt Vertrauen.

Glauben

Glauben - Isla volante
Glauben – Isla volante

Er hatte ihr alles erklärt und sie hatte nichts davon geglaubt. Seine Stimme, die Unmenge an Worten, die aus seinem Mund sprudelten, und ihre langmütigen Blicke, die alles verebben ließen in einer Gleichgültigkeit, groß wie das Meer.

Ich wollte, sagte sie Jahre später, als sie ihn endgültig verließ, wollte dem Fluss folgen. Aber Du hast immer so getan, als gäbe es nur das Meer.