Den Dingen auf den Grund gehen. Aber dann ist dort nur Traurigkeit, oder ein weiteres Mal die Angst vor dem Scheitern. Keine Erkenntnis. Keine Anschlussmöglichkeit für weitere Sätze.
Lesetagebuch Aus den Winterarchiven
V
Diese Verwechslung von dem, was man selbst ist und fühlt, mit den Handlungen, Blicken, Stimmungen des anderen, wenn man liebt. Das sehr fragile Gleichgewicht zwischen Verschmelzen und Abgrenzung. Wie viel Kraft das schon im Normalfall kostet, und wie ungleich schwerer es sein muss, wenn der andere krank ist. Auf eine derart andauernde und gleichzeitig unberechenbare Art und Weise.
III
Vielleicht führt das zu weit. Und auf diese Weise zu nichts.
Die Traurigkeit verkörpern, ihr eine Stimme geben.
„Dass dein Zorn ein Loch sprengt“, steht da. Und dann nichts mehr. Was für ein Zorn? Zorn worauf? Und wo hinein wird das Loch gesprengt?
Vielleicht weil Zorn immer noch etwas ist, das ich bei mir nicht erkenne, das ich mir nicht zugestehe.
Obwohl ich gerade kürzlich erst erlebt habe, wie gut es tut, wie klärend und reinigend es sein kann, wütend zu werden.
Und dann lese ich noch einmal, und plötzlich ist klar, dass das Loch der Widerspruch ist; zwischen Wunsch und Realität, dem, was ist, und dem, was sein sollte.
Nach dem ersten besinnungslosen Sturm der Verliebtheit, werden die Narben sichtbar. Es ist nicht voraussehbar, ob sie einander heilen, oder weiter aufreißen werden. Nichts ist absehbar. Genau das ist zuerst ein Abenteuer und dann, wenn sich die Hormone beruhigt haben, eine Unsicherheit, die droht, dir den Boden unter den Füßen weg zu ziehen.