Seltsam, dass keine der Besprechungen von Stellings „Schäfchen im Trockenen“ darauf eingeht, dass dieser einzige isolierte einsame Eintrag im Tagebuch der Mutter : Wieder zu viel gegessen – natürlich dafür steht, dass Frauen das so lernen, alles in sich hineinzufressen. Vielleicht ist das ja zu offensichtlich, um erwähnt werden zu müssen. Aber vielleicht überlesen das die Rezensentinnen auch gerne. Zu platt, nicht intellektuell genug, da schreibt man dann doch lieber woraus sich der Name der Protagonistin ableitet, weil man dann ein wenig mit Hintergrundwissen (auch nur gegoogelt) glänzen kann, dass Parrhesia Redefreiheit meint, auch wenn man dadurch, dass man erwähnt, Stelling habe das im Interview „verraten“ klar macht, dass man das Buch eher nicht gelesen hat, denn tatsächlich muss Anke Stelling das in keinem Interview erklären, es steht ja schwarz auf weiß im Buch:
„Aufhören, mich dem Betrieb zu empfehlen. Jetzt hat sie doch ihren Preis, die olle Resi, also muss niemand mehr bemerken, dass ihr Name nicht auf Theresia, sondern auf Parrhesia zurückgeht.“
Aber gut, das steht auf Seite 259, man hätte das Buch also zu Ende lesen müssen.
Ich bin jedenfalls froh, dass ich das Buch dann endlich doch gelesen habe. Weil es ganz viele Fragen aufwirft, die mich ganz persönlich angehen.
Ich frage mich zum Beispiel; was weiß man, wenn man Kinder bekommt (müssen ja nicht gleich vier sein)? Gibt es wirklich aufrichtige Antworten darauf, warum man sich Kinder wünscht? Legt man Rechenschaft ab über seinen Kinderwunsch? Und wenn ja, wem gegenüber? Vor sich selbst? Vor den Kindern? Der Gesellschaft? Und warum?
Und das sind keine rhetorischen Fragen, das interessiert mich wirklich. Also gerne her mit eigenen Geschichten und Kommentaren. Vielleicht können wir die schöne Anregung, zusammen zu schreiben, von Andreas Wolf neulich, ein bisschen mit Leben füllen. Und ganz nebenbei etwas über uns und unsere Gesellschaft herausfinden.
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