
Eines der Bilder vor denen ich die längste Zeit verbracht habe, als wir in der alten Nationalgalerie waren, war der Spaziergang von Max Klinger aus dem Jahr 1878.
Dieses Bild gehört zu den ersten Bildern, die Max Klinger öffentlich ausstellte.
Allgemein wird „Spaziergänger“ (später „Der Überfall), wie das Gesamtwerk Klinger, dem Symbolismus zugerechnet. Was mich aber daran fasziniert hat, war das traumhafte Element. Die langen Schatten, die Leere und die Art und Weise wie hier ein Moment eingefroren ist.
„All dies wird man in den Bildern surrealistischer Maler wiederfinden. – Nicht zuletzt der Umschlag von Lapidarität und Nüchternheit ins Unheimliche („Die Mauer macht den Eindruck, als bedeute sie die Grenze der Welt“) veranlaßte Giorgio de Chirico, in Klinger „den modernen Künstler schlechthin“ zu erblicken.“ (Claude Keitsch)
Diese Bild ist wirklich anrührend in seiner Unverständlichkeit. Ich kenne es gar nicht, werde mich aber damit beschäftigen. Danke für die Anregung.
Ich kannte Max Klinger überhaupt nicht. Und das Witzige ist, dass er mir jetzt hier wieder begegnet ist, in Bielefeld, bei einer Ausstellung über den Symbolismus.
oh, das geht unter die haut. ich werde mich später noch mehr mit diesem bild und seinem künstler beschäftigen. danke!
Faszinierend auch seine Radierungen, z.B. Ein Handschuh (durch einen Klick auf „next image“ kommt man zum nächsten Bild des Zyklus‘, aber eigentlich müsste man sie alle neben einander sehen).
Vielen Dank für den Link.
…erinnert mich an Goyas erschiessung der aufstaendischen.
die mauer glueht wie feuer, waehtend die maenner so belanglos dastehen, als waere nix passiert und wuerde nix passieren,wahnsinnig und unheimlich.
die hochburg Klingers war Leipzig denke ich. dort gibt es noch eine menge werke von ihm und das beethovendenkmal.
klinger wird auch als jugendstilkuenstler gehandelt.
Allgemein erinnern mich viele der Symbolisten an den Jugendstil.
Das sehe ich auch in diesem Bild, eine sowohl wahnsinnige als auch unheimliche Stimmung.
Max Klinger mag ich sehr gern, liebe Mützenfalterin. Vor einigen Jahren zeigte unsere Kunsthalle seine wunderschönen druckgraphischen Folgen und es gab auch einen schönen Bildband dazu, den ich nur allerwärmstens empfehlen kann.
Bildbände sind meistens sehr empfehlenswert, aber auch sehr kostspielig. Ich bin ganz erstaunt, wie bekannt Max Klinger euch ist.
Ankreuzel vergessen
In der Tat ein erstaunliches Bild. Was machen die da, vor der Wand? Erinnert auch mich an Goya, vielleicht gibt es da einen Bezug. Und es wirkt so modern, nicht wie ein Gemälde aus dem 19. Jahrhundert. Schau ich mir demnächst an. Danke für den Tipp!
Das hat mich auch erstaunt, diese – soll man sagen: zeitlosigkeit?.
Vor ein paar Jahren habe ich eine Radierung von Klinger in einem Leipziger Antiquariat erstanden. „Zentaurenjagd“. Unheimlich.
Vor ganz langer Zeit war er in Frankfurt/ Main zu sehen. Tatsächlich mit einigen Bildern, die ihn als Jugendstilkünstler zeigen. Auch diese ahben mir gut gefallen.
„Spaziergänger“ finde ich sehr interessant und geradezu verstörend.
Gute Anregung sich mal wieder mit klinger zu befassen.
Ich freue mich wirklich hier soviel von Klinger Kennern und Freunden zu lesen.
Wirklich eine gute Anregung den Katalog von ihm noch einmal hervor zu suchen. Ich habe in vor zwei Jahren bei einer Ausstellung von Alfred Kubin in Köln zu Kubins Katalog günstig dazu bekommen und habe mich hinterher viel länger darin vertieft, als in den eigentlich erstandenen…
Lg Ute
Solche Zufallsbekanntschaften sind häufig die schönsten. Mir ging es ja in dieser Ausstellung ähnlich…
Im Jahr 1878 stellt in Berlin der Maler Max Klinger sein Bild Spaziergänger (Der Überfall) aus. Es ist etwa doppelt so breit wie hoch und nicht sehr groß. Es zeigt eine lose Gruppe von fünf Männern vor einer roten Backsteinwand. Klinger wählt den Moment einer vermutlich bevorstehenden Aggression. Vier Männer gegen einen, der umzingelt ist und nicht fliehen kann. Wird der Bedrohte sich wehren (er hat eine Pistole)? Die Szene ist sehr beunruhigend. Die eigentliche Qualität des Bildes liegt aber in der Präsentation der Figuren, oder zumindest von zweien aus der Gruppe der Aggressoren. Die Art, wie der eine einen Stein aufhebt und der andere eine Rute in der Hand hält, ist unerhört elegant. Das Bild strömt eine Nonchalance aus, die mit der üblen Situation, von der der zweite Titel spricht, schwer zusammenzubringen ist. Das scheint der Grund zu sein, warum das Bild fasziniert. Es entfaltet sich auf zwei unterschiedlichen Ebenen, die aber nicht getrennt betrachtet werden können. Eine bevorstehende kleine Katastrophe sieht unglaublich attraktiv aus. Die „Blumen des Bösen“ haben hier eine prächtige Reinkarnation gefunden.