
November
Novemberlicht
Die Schüchternheit der Novembersonne
Die Wiederholungen am Telefon
Die vorgebliche Begriffsstutzigkeit
Ein inwendiges Verschwinden
Verstreichen
Am Ende des Korridors wird eine Tür zugeschlagen
Der Regen spült die Ränder rund
Der Regen spült den Mond vom Himmel
Der Regen spült dem Himmel die Flausen aus dem Kopf
Der Regen
Er betritt das Gasthaus
Sein inwendiges Verschwinden
Bei Regenwetter am Telefon
Die nasskalten Häuser
Die regennassen Straßen
Die Einkehr zur Umkehr
Der einzige Gast
Das Telefon grün mit Wählscheibe
Der Kupferbart des Wirtes
Die Geräusche aus der Küche
Die Kellnerin mit der Heuschrecke in der Hand
Das Fahrtwasser das Regenwasser
Die nächtlichen Wolken
Abhandlungen über den Mond
Die Kellnerin am Telefon
Er kommt nicht
Ihr Kopfschütteln
Er kommt nicht
Ein inwendiges Verschwinden
Ein Regentag
Die Nacht die die Worte sorgfältig zerlegt
Bevor sie sie verschluckt
Verregneter Novembernachmittag
Ein verregneter Novembermittag. Du gehst mit den Kindern auf den Markt. Sie packen ihre Stände zusammen, aber vorher verkaufen sie dir ein Brot, drei Paprika (das Rot und das Gelb, Grün der Kittel der Verkäuferinnen, rot-weiß die Markise und kein Geruch, nicht einmal der nach Regen, aber auch keine Kälte. Beweglich die Hände, die Augen und Gedanken. Das Klimpern des Geldes, die Augen der Kinder und die Weichheit ihrer Schritte), etwas Fleisch. Und wie damals (wie immer schon) bekommen die Kinder eine Scheibe Fleischwurst. Sie werden gefragt und sagen klar und deutlich ja. Dann geht ihr weiter durch den Regen und die Zeit geht mit. Ab und zu schwappt ein „Weißt du?“ an deine Ohren und dir ist klar, dass du längst nichts mehr weißt. Die Zeit ist vorbei als es noch gut und böse gab, richtig und falsch. Alles, was du jetzt von dir gibst, sind Vermutungen, Regeln, die du selbst längst nicht mehr beherrscht.
Viel später dann: Die Dunkelheit und Kälte draußen. Der Lärm und das Leben auch. Sitzt du in einem kleinen warmen Zimmer. Holzboden, schlichte Wände, Tisch und Stuhl. Dass einem so warm werden kann und behaglich. Ganz alleine. Und die Hoffnung heftet sich an das Vergessen. Und die Erinnerung daran. Der Oktoberklang unserer Nachmittage.
November
Der König erhebt sich und springt
In den November Nebel
In dem ich sitze und nach Erinnerungen suche
Sachen wie Tautropfen auf Spinnenweben
Und blanke Äste die aus dem Nebel plötzlich
Nach mir greifen. Statt dessen der Kalender
Mit den Jahrestagen und wie die
Feuchtigkeit die Schrift verwischt.
Wir kommen aus dem Wasser
Sagt der König
Er ist freundlich
Er verbeugt sich
Bevor er untertaucht.
November
Der November ist so eine Zeit, sagte sie, eine Zeit, in der man anfängt zu verstehen, was verlieren ist. Man schmeckt es beinah. Während man gegen den rauen Wind gestemmt durch das bunte Laub stapft und nicht viel mehr als dieses „beinah“ hat, um sich daran festzuhalten.
13. November
Momentan komme ich kaum dazu, selbst etwas zu schreiben, vor lauter wundervollen Fundstücken im Netz. Über meine Entdeckung einer wundervollen Dichterin will ich noch ein wenig ausführlicher schreiben, aber das Gedicht von Max Sessner möchte ich jetzt schon teilen.
Die Woche liegt so halb angebrochen vor mir und da sind diese Gedichte und ein Tag ohne Regen, gelbe Blätter vor dem Fenster und die Vorfreude auf die Post, die vielleicht heute die Gedichte von Washington Cucurto bringen wird. Meine Projekte ordnen sich ein wenig und es scheint, als würde ich Fortschritte machen mit meiner Ungeduld umzugehen zu lernen. Auf dem Blog lesen jetzt nur noch Menschen, die wirklich meine Texte lesen wollen, seit ich die ganzen (rechtich zweifelhaften) Fotos gelöscht habe. Gestern haben wir endlich eine Tür für die Küche bekommen, nun ist es noch gemütlicher (weil wärmer) hier. Ich bin vielleicht nicht glücklich, aber die Art und Weise auf die ich gerade zufrieden bin, fühlt sich sehr gut an. So gut, dass ich so einen seltenen, unüberlegten Tagebucheintrag nicht nur schreibe, sondern auch noch veröffentliche.