Die Nächte erfordern Geduld. Stunden wach liegen, um vielleicht eine Stunde zu schlafen. Immerhin mit sehr interessanten Träumen unterhalten. Die mich dann über die nächsten 2 Stunden retten.
Vielleicht sind diese Nächte eine notwendige Schule. Eine Schule, um Geduld zu lernen. Geduld, aus jeder Frage eine noch bessere Frage zu machen, statt mich mit Antworten zufrieden zu geben.
Also nicht bei der Antwort stehen bleiben, dass ich alt bin. Alt im Verhältnis wozu? Zu mir vor 10, vor 20 Jahren? Im Verhältnis zu meinen Kindern? Den Kommilitoninen? Und viel wichtiger; was bedeutet das eigentlich, alt zu sein?
Alt zu sein, oder sich alt zu fühlen, hängt von diesem Verhältnis ab, dem Verhältnis von Zukunft, von dem Glauben daran, alles, was vielleicht nicht so gut gelaufen ist, in Zukunft besser machen zu können, und der Einsicht, dass es Dinge gibt, die jetzt einfach so gelaufen sind, weil man selbst oder das Leben die Weichen auf genau diese Art gestellt hat. Also ist Alter vielleicht in allererster Linie eine Einstellungssache?
Und plötzlich der Gedanke, dass ich doch noch gar nicht alt bin. Ich muss noch über zehn Jahre arbeiten. Ich überschreite erst diesen Sommer die Mitte der 50. Warum mache ich mich ständig älter als ich bin? Keine Antwort. Nur diese Frage.
Gestern sind wieder Bücher angekommen. Nachts wach z.B. von Berthe Arlo. Passend zur Situation. Allerdings geht es um Nachtwachen. Beim Lesen arbeite ich wieder als Schülerin im Altenheim. Eine seltsame Zeit war das. Und wie sehr in der Hinsicht auf Notstand in der Pflege die Zeit stehen geblieben ist, ist nicht nur traurig, sondern ein Skandal!
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