Frauen. Literatur – Nicole Seifert

Letztes Jahr ist das Schreiben über Bücher viel zu kurz gekommen. Das war schade, denn ich habe zwar entschieden, nicht länger selbstausbeuterisch Rezensionen zu schreiben, aber festhalten, was ich gelesen habe, und diese Lektüren an Gedanken ausgelöst haben, darauf wollte und will ich eigentlich nicht verzichten. Darum werde ich ein kleines Lesetagebuch führen, in dem ich ganz unprofessionell meine ganz persönlichen Gedanken zu den Büchern, die ich gerade ausgelesen habe, festhalten will.

Den Anfang mache ich mit Nicole Seiferts Frauen.Literatur, ein Sachbuch, das so spannend war, dass ich es kaum aus der Hand legen konnte.

Nicole Seifert nimmt sich die Zeit und macht sich die Mühe die Grundlagen, die Geschichte der strukturellen Bedingungen zu erklären, vor denen noch heute weibliches Schreiben abgewertet wird.

Weil es einen hauptsächlich männlichen Kanon gibt, ist die Geschichte, das Narrativ, vor dem Kritiker:innen urteilen und überhaupt erst wahrnehmen, durch einen männlichen Blick und vor allem eben auch durch männliche Themen geprägt. Andere Themen, andere Sichtweisen lassen sich vor diesem Hintergrund kaum einordnen. Eine Einordnung in die Geschichte weiblicher Literatur ist nicht möglich, weil die weibliche Literatur eben nicht kanonisiert und erhalten geblieben ist. Seifert zeigt wie das Motiv der „Verrückten auf dem Dachstuhl“ für die Abwertung weiblicher Autonomie sich durch die Jahrhunderte weiblichen Schreibens zieht, von Austen über Haushofer bis zu Simone Hirths „Das Loch“.

Ich habe viel gelernt über die Grundlagen der Auslese weiblicher Literatur, aber auch über die Grundlagen der Literaturkritik an sich.

Werbung

3 Gedanken zu “Frauen. Literatur – Nicole Seifert

  1. Das Buch ist auch in meinem Besitz- lese immer mal wieder drin und erinnere mich grad an was Heftiges mit einer gelben Tapete, muss nochmal nachschauen…Danke dir, auch für die Idee mit dem Lesetagebuch. Man vergisst sonst…Neujahrsgruß von Sonja

  2. Das ist ein guter Grund, dass Du mit Literaturkritik weitermachst; nicht selbstausbeuterisch natürlich. Welches wären gute Bedingungen für Dich? Vielleicht geht ja was. Hast Du Deine Beiträge für Fixpoetry noch, oder sind die verloren?

    1. Fixpoetry ist archiviert und Julietta hat mir freundlicherweise einen Zugang gewährt.
      In erster Linie bräuchte ich Zeit, um wieder gerne und gut Besprechungen zu schreiben. Und das Umfeld bei Fixpoetry war für mich einmalig und so wertvoll, dass ich dort gerne auch unentgeltlich weiter gemacht hätte.

Kommentar verfassen

Bitte logge dich mit einer dieser Methoden ein, um deinen Kommentar zu veröffentlichen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s