In der Bahn setzt sich eine Frau nach kurzer Zeit in sichere Entfernung von mir. Ich kann es ihr nicht verdenken. Mein Husten klang schon immer nach einer sehr schlimmen ansteckenden Krankheit. Außer dieser hartnäckigen Erkältung, die mich seit Sonntag begleitet, geht es mir eigentlich ganz gut. Allein im Mai drei Lesungen. Alles kleine Veranstaltungen, aber gleichzeitig schöne. Ich freue mich drauf. Passend dazu wird es bald auch das Buch für ein schönes auf den sozialen Medien initiiertes Projekt geben. Das war so: Im November 2020 postete Timo Brandt ein Gedicht, das Richard Brautigan ziemlich genau 50 Jahre früher geschrieben hatte. Es trägt die Überschrift: der Amalia Earhard Pfannkuchen. Im großen Ganzen geht es in dem Gedicht darum, dass Brautigan jahrelang nach einem Gedicht mit eben jenem Titel suchte, und nun, angesichts der fortwährenden Erfolglosigkeit, aufgab. Und dann wurde ein Aufruf daraus, Gedichte mit eben diesem Titel zu schreiben, und es waren schnell sehr viele tolle Gedichte von vielen sehr tollen Dichterinnen und Dichtern da, und auch ein Verlag wurde gefunden und Petrus Akkordeon machte ein wunderbares Cover. Jetzt sind die Bücher da, und ich warte jeden Tag auf ein Exemplar.
Daneben beschäftigte ich mich weiter mit Schreibgruppen, Gruppenprozessen, Schreibentwicklungsmodellen, allgemein mit Pädagogik und Didaktik, und bin abwechselnd eingeschüchtert und angeregt. Was ich immer wieder wunderbar finde, ist die Tatsache zu erleben, wie Dinge plötzlich geschehen, ihren Weg nehmen, sobald ich mich dafür öffne. Ich habe jetzt bereits für dieses Jahr zwei Möglichkeiten, Schreibwerkstätten anzubieten, um das gelernte Wissen praktisch anwenden zu können.
Schon sehr bald, in wenigen Wochen, werde ich vorne stehen, hinter einem Tisch, auf dem ich die Bücherstapel aufgebaut habe. Die Schüler:innen werden mich ansehen und denken, dass ich weiß, wie es geht, wie man schreibt und Bücher veröffentlicht. Dabei bin in Wirklichkeit ich es, die von ihnen lernen wird.