Ein sehr besonderes, sehr beeindruckendes Buch. Bereits „die idiotische wucht deiner wimpern“ war ein Gedichtband, der ganz eigen war, auf eine sehr anregende Weise. Daher habe ich mich deswegen gefreut auf Sünje Lewejohanns neuen Band. Und dann kamen diese Gedichte mit Krallen und Zähnen und Fell, und vor allem mit einer sagenhaften zärtlichen Wucht, die mich schon beim letzten Band begeistert hat. Aber dieses Mal erzählen die Gedichte ein Drama in drei Akten, Drama einer (schwierigen) Liebe, Drama einer Krankheit (Depression), Drama von Ichverlust und Heilung.
Dabei sind die Gedichte Protokolle der Gegenwart, nüchtern und hart und gleichzeitig (also wirklich gleichzeitig!) Beschwörungen voller Magie. Als Beispiel vielleicht dieses Gedicht:
DER FUCHS BIN JETZT ICH
der winter beginnt in den fenstern und
zieht dann langsam zu uns hinein.
er kommt von den kahlen apfelbäumen
im garten unter denen im sommer
der fuchs gerufen hat. dieser
seltsame, kehlige schrei.
ich wünschte, ich könnte
vergessen, wie ich hier gelandet bin.
ich wünschte, ich könnte in eine
tiefe ohnmacht fallen und in ihr
alt werden.
ich überspringe ganze tage.
du hast mal gesagt, es sei einer
der heißesten sommer gewesen.
jetzt weht die kälte mitten durchs haus
und weckt uns früh.
ich nenne unsere schlechten tage
die dunklen tage
ich stehe am küchenfenster, blicke über das feld.
ich kann den schrei noch immer hören.
abrakadabra. der fuchs bin jetzt ich.
„ALS ICH NOCH EIN TIER WAR“
Ich könnte noch zahlreiche weitere Gedichte zitieren, eigentlich jedes. Kein einziges lässt mich kalt!
Sehr dicht, sehr nah geht das.
Danke.
Ein wunderbares Gedicht
Der ganze Band ist so. Ehrlich!