(29)

Eine sehr disziplinierte Kindergartengruppe. Die Kinder sitzen um einen Tisch herum und malen eifrig. Sie verkörpern mit Leib und Seele den Satz, der ihnen vorgegeben wurde: ich bin da. Dieser Satz findet jetzt in ihren Bildern Gestalt. Bildern, die sie abends ihren Eltern überreichen werden, die erschrecken, bevor die Zeichnung unter einem Stapel anderer Papiere ganz unten in einer Schublade landet und schnell und gründlich vergessen wird.

3 Gedanken zu “(29)

  1. Fragen tauchen auf: Was erschreckt die Eltern? Warum verstecken und warum vergessen sie, woher kommt diese Annahme/Unterstellung?

    (Ja, ich weiß natürlich, dass das die Erzählung ist, die mir übrigens gut gefällt. Ein:e Erzähler:in ist selten neutral beobachtend. Alles wird übersetzt und verarbeitet in eigene Kontexte.)

    Meine Fragen illustrieren nur, was ein guter Text mit mir macht. Ein Text ist nämlich dann für mich gut, wenn er Widerspruch, Fragen, Weiterdenken bei mir auslöst, einen Nachhall hat.

    Noch einen Schritt weitergesponnen, ist der Schlussteil deines Textes – allerdings in Worten – deine eigene ‚Kinderzeichnung‘ mit der ‚Ich bin da‘-Thematik. Irgendwie. Ich kann erschrecken und sie unter die andern Texte legen.

    Überschreibt, überdeckt jeder neue Text die vorherigen?

    Abschließender Gedanke: Wie sähe mein ‚Ich bin da‘-Bild aus?

    Danke für die Nachdenkinspirationen.

  2. Warum erschrecken und wieso werden die Bilder nicht aufgehängt?
    Kinder in ihrem Sosein zu erkennen, ist die Kuer der Elternschaft. Stattdessen werden Bilder über die Kinder gelegt, die nicht passen wollen oder können.
    Liebe Grüße
    Ulli

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