In der neuen Edit ein großartiger Chor der Mütter. Fragmente, Überlegungen, die mich dazu bringen, selbst noch einmal über Mutterschaft nachzudenken. Wie wenig sich verändert hat zwischen dieser Generation Mütter, die jetzt sprechen und mir, und wie wenig. Die Müdigkeit, das Vergessen. Wie das wieder kehrt, im Laufe der Mutterschaft. Nur aus anderen Gründen. Aus Gründen hinter die ich nicht komme, während die anderen sich ausgewachsen haben.
Und dann dieses alles erstickende Gefühl des Versagens als Mutter. Habe ich je etwas wirklich gut gemacht? So, dass die Kinder sich mit einem guten Gefühl, vielleicht sogar mit so etwas wie Dankbarkeit, jedenfalls Freude daran erinnern werden? Stellen sich Väter solche Fragen eigentlich auch?

Ich finde mich als Mutter auch verletzlicher und unsicherer als sonst.
die neue edit liegt hier auf meinem tisch, kam noch nicht dazu, reinzublättern, aber was du schreibst, vermehrt meine freude auf das zeitfenster, da es möglich sein wird.
… sehe ich meine tochter, mit ihren drei kleinen kindern, ihrem beruf als ärztin, mit allem, was an bedürftigkeiten, notwendigkeiten, alltagsmanagement, pflichten innerhalb der familie anfällt und beide elternteile auslaugt, beiden eine sublime empfindung von (auf je eigene weise) nicht-genügen, nicht genug tun vermittelt, dann denke i manchmal, dass das einzige, was sich seit „meiner zeit“ verändert hat, der (weiter gewachsene) erwartungs- und leistungs- und perfektionsdruck ist, dem mütter sich ausgesetzt sehen …
(das ist jetzt natürlich ein bisschen kurzatmig formuliert und hilft erst mal auch nicht weiter.)
lieben gruß,
pega
die Edit ist dieses Mal ganz besonders geworden, finde ich, sehr feministisch, tolles Interview von Jan Wilms mit Eileen Myles, die Gedichte auch sehr kämpferisch und auf eine kluge Art schön, aber du siehst das ja alles selbst.
Ich finde wir sind mit dem Thema Mutterschaft noch längst nicht durch gesellschaftlich, da gibt es noch immer und immer wieder und immer wieder neu so viele Fragen, immer mehr Fragen als Antworten, was mir aber Mut macht, ist dieses writing with care and rage und dass es da eine sichtbare Solidarität gibt, das ist ein sehr gutes Zeichen.
ja, ein besonderes heft! die ‚mütterfragmente‘ so aktuell, so spannend, so unverstellt, direkt … und andere starke beiträge, wie etwa die gedichte von angelica freitas: die haben mich total begeistert … alles konnt i noch nicht lesen (das Interview …), aber ich freu mich, länger von dem heft zu zehren!
Ich bin ja keine Mutter, sondern nur Tochter. Wieso denn der Anspruch eigentlich, eine „gute“ oder was auch immer Mutter gewesen zu sein. Man bekommt Kinder, lebt mit ihnen, bis sie aus dem Haus sind. Das gibt auch gute Momente. Ansonsten habe ich es so erlebt, dass ich als Kind stets in meiner eigenen Welt war. Die Mutter war da. Und das war eigentlich schon genug. Oder?
Das ist eben die Frage, woher kommen eigentlich die Ansprüche, die Mütter an sich haben? Wo sind sie gesellschaftlich vermittelt? Wo wird da Druck aufgebaut, mit dem die Frauen dann allein gelassen werden? Was hat sich geändert an den Ansprüchen der Gesellschaft an die Mütter und der Mütter an sich selbst? Und warum? Ich finde das sind sehr spannende Fragen und ich bin sehr dankbar, dass sich gerade aktuelle viele Mütter dieser Fragen annehmen und versuchen Antworten darauf zu finden. Und gerade dieses Da sein der Mutter ist ja alles andere als selbstverständlich und auf der anderen Seite unglaublich voraussetzungsvoll. Möglich, dass ich da viel problematisiere was eigentlich einfach so ist, aber ich glaube alle einfachen Dinge sind nur so lange einfach, wie man sie nicht hinterfragt. Und ich hinterfrage nicht das Kinder kriegen, das Zusammenleben mit ihnen, sondern all die Dinge darum herum… Aber ich mache hier mal einen Punkt, sonst ufert das aus.
Kann Frau als Mutter je umfassend genügen? Ich glaube nicht. Mütter sind Menschen! Müssen die Kinder Mütter haben, die allumfassend genügen?
Ich habe es eben schon im vorherigen Beitrag geschrieben, mich interessiert, woher das kommt, dieses Gefühl des Ungenügens? Und ich glaube es hat ganz viel damit zu tun, dass Mütter so allein gelassen werden, dass man ihnen sagt; es gibt doch Kitas, es gibt doch den Anspruch der Betreuung, es gibt doch Teilzeitarbeit, was wollt ihr eigentlich? Das jede vermeintliche Hilfe gleichzeitig Druck aufbaut, all die Dinge unter einen Hut zu bekommen und selbst wenn Frau sich gegen Kinder entscheidet, ist das etwas, wofür sie sich erklären und rechtfertigen muss.
Ja, Mütter sind sehr allein gelassen, das hat man ja vor kurzem besonders gemerkt, als wegen Corona Schulen und Kitas geschlossen hatten. Und der Druck, den Frauen sich selbst machen, weil sie denken, sie müssen allem genügen und alles perfekt organisiert bekommen, ist auch nicht zu unterschätzen.
Ja. Hab ich mir auch immer wieder gestellt und stelle ich mir noch heute (und kenne die Antwort darauf), solche Fragen (und kenne die Antwort darauf).
Obwohl man die Antworten vielleicht auch in Frage stellen müsste, denn auch sie verändern sich vermutlich, nicht, wenn man sie selbst gibt, aber aus Sicht derer, die sie angehen. Ich hätte mit 16 ganz anders auf die Frage nach der „Eignung“ meiner Mutter als Mutter geantwortet, als heute…
Meine Antworten auf meine eigenen Fragen nach meiner Eignung/Qualität usw. als Vater können sich nicht mehr verändern. Sie stehen fest.
Das verstehe ich. Glaube ich. Ich denke bei mir ist das auch sehr konstant. Wollte damit nur sagen, dass unsere eigene Wahrnehmung nur eine unter anderen ist. Und vielleicht nicht einmal die entscheidende.
D’accord.
(Aber nun ja. Manches läßt sich definitiv nicht mehr ver- bzw. ausbessern, in meinem Fall.)
Ich als ein Vater stelle mir genau dieselben Fragen, und spüre dieselbe Resignation manchmal, dieselbe Müdigkeit, die aus deinem Text spricht. Aber ich weiß auch: Auf den Müttern lastet in den meisten Fällen noch viel mehr Gewicht. Im Zweifelsfall sage ich auch zu meinen Kindern: Frag das Mama, die weiß das/macht das/entscheidet das. Und entziehe mich so der Verantwortung.
Interessant, weil das bei uns ganz ähnlich ist/war. Da ist einerseits das Gefühl, es gab – gerade als die Kinder noch klein waren – eine größere Nähe zwischen mir als Mutter und ihnen und andererseits eben genau diese Kehrseite der größeren Verantwortung. Allerdings hat ja auch niemand jemals versprochen, dass es leicht sein wird. Und das muss es ja auch nicht. Soll es nicht einmal. Ich meine, die Begleitung einer Menschwerdung – wie sollte, wie könnte das einfach sein? Es wäre nur schön, wenn es mehr Rücksicht gäbe, mehr Verständnis, von Anerkennung gar nicht zu reden und Unterstützung, die berücksichtigt, was die Mütter wirklich brauchen. Und das sind immer ganz unterschiedliche Dinge, die alle wichtig und berechtigt sind. Und dann eröffnen sich vielleicht auch nach und nach Wege, die man gemeinsam beschreiten kann, ohne dass Väter sich der Verantwortung entziehen und ohne dass Mütter die Hauptlast tragen. Ich glaube da gibt es noch sehr viele Möglichkeiten. Und ich glaube, es gibt auch zunehmend (oder eher nicht nachlassend) den Wunsch, die auch wirklich auszuschöpfen.
Das glaube ich auch, auf jeden Fall. Ich versuche immer, die Kinder möglichst gar nicht so immer nur als Last zu sehen, die einer tragen muss, sondern auch den Gewinn, die Freude, die Bereicherung mit in die Rechnung reinzunehmen. Allein die Vorstellung, ich hätte KEINE Kinder: kein Stress mehr, keine Last, kein Ärger mit der Schule: der reinste Alptraum.