Verlieren. Und dann, weil man verloren hat, verloren drein schauen.
Welche unserer Sätze sind echt, und welche dienen der sozialen Erwünschtheit, dem Image, dem lieben Frieden? Können wir noch fühlen, wann wir im Einklang sind mit unseren Sätzen und Handlungen, oder laufen wir mehr und mehr Gefahr, das Gefühl dafür zu verlieren? Denn das ist die wohltuende Echtheit, im Einklang mit sich selbst zu sein, unabhängig von den andern, nur so gelingt es, einander nah zu kommen, einander kennen zu lernen.
Dann entferne ich den Beutel aus der Tasse. Ich bin eine Banausin. Ich trinke Beuteltee (und verstehe kein Wort, wenn kleine Kinder mit mir sprechen). Das macht mich traurig. Das macht mich alt. Manchmal denke ich, das ist dasselbe; traurig und alt. Dabei hat Traurigkeit kein Alter, und das Alter keine vorgeschriebene Stimmungslage.
Etwas wiederfinden, was nie verloren war. Die Einsamkeit inmitten all der Menschen. Der leichte Schwindel, der alles begleitet. Was mir fehlt, weshalb ich nicht mehr schreiben kann, jedenfalls nicht so, dass das Geschriebene mich selbst begeistert, ist die Leidenschaft. Statt Leidenschaft nur noch Selbstmitleid und Pathos. Ermüdend und enttäuschend.
Ich hoffe, die Leidenschaft – die persönliche ebenso wie die gesellschaftliche – wird nicht noch endgültig von dieser wie ein Krebsgeschwür um sich greifenden Abgeklärtheit aufgefressen, die oft mit Coolness, Zynismus und jenem Fatalismus, der nach Resignation riecht, im gleichen Boot sitzt.
Auch vom Älterwerden möge sie nicht verschlungen werden.
Wenn wir nicht mehr für jene Anliegen brennen, die „unser Ding“ sind, ist es nur noch ein Dümpeln. Wir werden zu Usern, zu Konsumierenden statt Kreative, Agierende, Verändernde zu sein.
Aber leidenschaftslose Zeiten können auch eine Vorbereitung auf etwas Neues sein. Vielleicht warten neue Werkzeuge auf dich?
Ich wünsch dir, dass du aus der aktuellen Dürre neue Wege voller Begeisterung findest.
Danke. Für deine klugen Gedanken ebenso wie für deine Wünsche.
Die Zweifel wegscheuchen wie lästige Fliegen….und einfach weiter schreiben!
Das Bild der lästigen Fliege gefällt mir sehr. Vielen Dank dafür.
beuteltee, das ist nicht gut
Ich weiß, ist aber so praktisch und zu meiner Schande muss ich gestehen, es schmeckt mir einfach.
Dabei denke ich, dass dein Schreiben immer kraftvoller wird, konzis, pointierter … als würde sich deine Sprache aufladen …..
Damit bitte nicht aufhören …
gruß
Achim
Oh, vielen herzlichen Dank für diese Ermutigung.