Ich habe etwas verloren. Etwas, das ich ohnehin nie ganz und sicher besessen habe, hat sich mir mit einer neuen Nachdrücklichkeit entzogen. Sicherheit in Form von Vertrauen auf meine Urteilskraft. Das hat auch mit der aktuellen politischen Diskussion zu tun, damit dass die Einsicht, dass die Grundvoraussetzung für jeglichen befriedigenden Umgang mit sich selbst und mit anderen in der Einsicht besteht: ich bin nicht besser als die anderen!, nicht so leicht umzusetzen ist. Egal wie überzeugt man davon ist, dass nur so Gespräche gelingen können, dass nur auf diese Weise eine konstruktive Lösung gesucht werden kann, statt sich zwischen der Möglichkeit die Probleme tot zu schweigen, oder sofort Schuldige zu benennen, aufzureiben.
Worunter ich mehr leide, ist die Tatsache, dass mir auf diese Weise nach und nach die Fähigkeit zum Schreiben abhanden kommt. Weil mir der Eigensinn verloren geht und für mich, schreiben ohne Eigensinn keinen Wert hat, zutiefst unbefriedigend ist.
Kann ich mir Fehler, ein Scheitern erlauben, wenn ich von vornherein glaube, im Grunde nichts zu sagen zu haben, was zählt, was weiter führt?
Und paradoxerweise ist das ein sich viel zu ernst nehmen, etwas, das das, was ich eigentlich anstrebe, verhindert, nämlich mich leichter zu nehmen, der Menge, der Welt und dem Papier zuzutrauen und zuzumuten, dass sie mit meinen Worten, Ängsten und Zweifeln fertig werden.
„Schreiben ist nicht natürlich“,
schreibt Rosmarie Waldrop. Darüber muss ich nachdenken. Möglichst eigensinnig.