Eigensinn

Ich bin kein uneingeschränkter Fan von Fragerunden, zumal in der Blogsphäre, die „Liebster Blog Awards“ und wie sie alle heißen, in der Mehrzahl der Fälle lasse ich das an mir vorbei ziehen, obwohl es auch da sehr lesenswerte Ausnahmen gibt, vermutlich viel mehr als ich registriere, weil ich gemeinhin nicht lese, was dort so geschrieben wird. Aber es gibt Ausnahmen. Das wunderbare Interview Projekt von Gesine von Prittwitz, die auf SteglitzMind unermüdlich über alles was mit Literatur zu tun hat bloggt, oder, kürzlich entdeckt, das Blogprojekt „Rückfragen“ bei Ludwig Zeidler. Heute zum Beispiel durfte man dort lesen, was Andreas Glumm in Rage bringt:

Die Blog-Szene, weil es zu wenig Autoren/Autorinnen gibt, die eigensinnig genug sind, um etwas eigenes auf die Beine stellen. Das klingt widersinnig in einer Zeit, wo jeder Hans Wurst eine eigene Facebook-Seite, eine Seite auf Instagram und ein Weblog unterhält und alle so wahnsinnig individuell daherkommen, doch wer das ganze Zeugs liest, spürt schnell, dass alle ungefähr das Gleiche sabbeln. Es ist, als verpasse ein einziger großer Welt-Frisör Hunderte von Millionen Leuten den selben Maschinenschnitt, und alle sind begeistert, wie toll sie aussehen. Dabei ist ein Blog ein riesiger Freiraum, ein Luxusgut. Niemand quatscht dir rein, es gibt keinerlei Vorgaben, keinen Chef, kein Lektorat, nichts, was einen hindert, die eigene Stimme zu schulen und zu entwickeln. Ein Blog, ernsthaft betrieben, verbindet auf schönste Anarchie mit Disziplin.

Auch alle anderen Antworten sind lesenswert, aber da die Blogmüdigkeit und die Infragestellung des Bloggens an sich, die ja immer wieder in Wellen durch die Sphäre geht, mich derzeit selbst ergriffen hat, war das eine von mir sehr gern gelesene Stellungnahme. Eine Erinnerung daran, eigensinnig zu sein, statt mich zu fragen, was geht, was sich gehört, was die Leute lesen wollen. Warum eigentlich nicht den eigenen Blog als Übungsplatz dafür nutzen, die eigenen Grenzen immer wieder ein wenig in Frage zu stellen, auszuprobieren, wie unbeliebt man sich machen kann, wie viel man von sich preis geben will und kann, in welche Fettnäpfchen man bewusst treten kann, ohne vor lauter Scham am Tag darauf den ganzen Blog zu löschen?

Kann ich das? Habe ich den Mut, wirklich eigensinnig zu sein? Ich finde es herauszufinden ist einen Versuch wert. In diesem Sinne besten Dank an zwei eigensinnige Blogger.

 

 

14 Gedanken zu “Eigensinn

  1. ich danke von herzen für diesen tollen edit und das feinlob / und mut machend eigensinnig zu bleiben auch wenn mir manchmal die zweifel bis an den schal stehen / tiefer dank dir. L.

      1. Ach Du liebe Mützenfalterin, weißt Du überhaupt, wie lang ich Dich schon bewundere und an Deinen Lippen hänge…Bei meinem Engelsprojekt hatte ich das Glück, daß viele mitmachten…wenn mir mal wieder was einfällt, werd ich hartnäckig versuchen, Dich zum eigenSinnigen Mitmachen zu überreden…liebste Grüße

      1. Scheitern ist ja wieder so ein grosses Thema. Ich habe gestern Nacht noch etwas in mein Gedankenauffangbuch geschrieben, mal schauen, ob ich es hier einstelle. Komme gerade an meine Grenzen und bin sehr unsicher. Aber gut, das kenne ich ja von mir …

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