morning tea – Antije Krog
während sie tee macht rinnt etwas seltsam
vertrautes an der innenseite ihrer schenkel hinab. wie tinte.
nach vielen jahren blutet sie wieder.
sie ist überwältigt
als blühe ein ganzer obstgarten in ihrer
kehle ein altmodisches Glück sickert ein
ihr körper öffnet die fensterläden für äpfel
für schatten die dunsten von vögeln
zikaden und keuchend heißen fernen als ob
das lachen eines kindes das bad überschwemmt spürt sie
wie ihre wangen wehrlos werden
und durchrötet mit täglicher nähe als ob ihr
bauch erneut anschwillt um das
schönste das sie je war ihr nacken liebt so viel licht
sie trägt den tee hinaus auf die veranda der himmel zerfällt
leise für diese zeit des morgens die stadt wie ein gefüllter stausee
er kommt und setzt sich neben sie friedlich
rührt er in seinem tee. so sitzen sie da
so weit zurückgelassen im Verlust –
für ihr alter ungewöhnlich achtsam einander nah