Natürlich beschreibt Knausgard auch das Elternsein mit einer unerhörten Aufrichtigkeit. Diese zwei Seiten; die unendlich liebevollen Gedanken und die eigenen Grenzen, die im alltäglichen Umgang so schnell erreicht sind.
Es ist eine Sache, die Widersprüchlichkeiten auszuhalten, die unser Leben durchziehen. Bestimmen. Eine andere, sie auszusprechen. Aufzuschreiben. Und noch einmal etwas ganz anderes, sich wirklich tief in sie hinein zu begeben.
Ich habe damals beides nicht ausgehalten, nicht die Kinder abzugeben, in eine Kita, zu einer Tagesmutter, und nicht, sie den ganzen Tag zu versorgen, zu umsorgen, für sie da zu sein. Drei Jahre lang. Dann kam der unvermeidliche Kindergarten. Unvermeidlich für beide Seiten. Für mich genauso wie für sie. Und trotzdem war es natürlich ein Verrat. Und auch das war beiden Seiten bewusst.
„Putzen, Waschen, Essen kochen, spülen, einkaufen, mit den Kindern auf dem Spielplatz tollen, sie hereinholen und ausziehen, sie baden, sie beaufsichtigen, bis sie ins Bett müssen, sie zu Bett bringen, Kleider zum Trocknen aufhängen, Kleider zusammenfalten und in Schränke legen, aufräumen, Tische, Stühle und Schränke abwischen. Es ist ein Kampf, und auch wenn er nicht heroisch ist, wird er doch gegen eine Übermacht ausgefochten, […]“
Bei Ulrike Draesner klingt das so:
„putzen staubsaugen rotz abwischen geschürftes knie/bauch streicheln zum einschlafen oder wenn er wehtut/ein bettlied singen vorlesen die beine spreizen empfänglich/ und tröstlich sein die wäsche in die trommel stopfen/ schamhaare aus dem abfluß fischen zum zehnten mal/ den klodeckel schließen die gesamten becher der familie/ auf der spülmaschine abgestellt in die maschine räumen/ fluchen aber unhörbar an die erziehung des mannes […]“
Und beides trifft nicht nur meine Lebenswelt, sondern vermutlich die von 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung. Man nennt es Alltag. Nicht weiter erwähnenswert. Nichts desto weniger: ein Kampf.