Jetzt, da meine Tage zerschnitten erscheinen, Zeit immer nur in kleinen Stücken denkbar ist, erinnere ich mich häufig an diese Zeit: ich ein Kind, dem Zeit nichts bedeutet, abgesehen von einer diffusen Vorstellung von Zukunft (wenn ich einmal groß bin) und den Ermahnungen der Mutter: es ist Zeit. Zeit aufzustehen, Zeit, ins Bett zu gehen.
Wenn ich an diese Zeit denke, denke ich seltsamerweise an Räume. An das kleine Zimmer, das sich die drei V. Schwestern teilen mussten, an unsere Überraschung, als wir entdeckten, dass T.’s Kinderzimmer viel größer war als unsere Kinderzimmer. Wie fassungslos wir waren, als wir begriffen, dass ihre Eltern das Kinderzimmer als Schlafzimmer nutzten und ihr das (weitaus größere) Schlafzimmer überlassen hatten. An unsere Wohnungen aus Laub und Eicheln, die wir uns im Herbst auf der Wiese hinter den Mietskasernen bauten.
Hinter dem Haus. Also sichtbar für meine Mutter. Meine Mutter, die nur auf den Balkon treten musste, um mich zu sehen, das Küchenfenster öffnen, um mich zu rufen. In Rufweite. Ein behutsames Entfernen.
Ich, die kurz hintereinander zwei Kinder bekommen habe, weil es sonst womöglich zu spät hätte sein können, weil ein Kind nicht richtig gewesen wäre.
Ich, die lange nicht begriffen hat, was das Erholsame (Segensreiche) daran gewesen ist, sehr kleine Kinder zu haben, dieses fortwährende (manchmal ununterbrochene) Gebrauchtwerden, als nicht zu vereitelnde Ablenkung von mir selbst.
Und wie sich die Räume ändern, mit dem behutsamen Entfernen.
Damals. Und jetzt.