Lampedusa

Es ist nicht das Meer, das behauptet, es gäbe überflüssige Menschen, sondern immer der Mensch. Der Mensch, der andere Menschen bestraft, wenn sie Menschen in Seenot zu retten versuchen. Der Mensch, der sich an seinen Gesetzen festhält, wenn Tragödien an seine Ufer schwemmen. Der Mensch, der mehrere Hundert Tote braucht, um über unhaltbare Zustände nachzudenken, auf die eine Frau auf Lampedusa schon vor Monaten aufmerksam gemacht hatte.

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22 Gedanken zu “Lampedusa

  1. Ich finde es gut, wie Du das Thema zur Sprache bringst Es gibt ja so viel, was mit Menschlichkeit wenig zu tun hat, man möchte manchmal den Kopf einfach in den Sand stecken..

  2. Es ist eine Schande, und es steht zu befürchten, dass von staatlicher Seite die menschenfeindliche Gesinnung eher noch weiter gestützt und die Grenzen zukünftig noch entschiedener auf dem offenen Meer verteidigt werden. Mit vorgeblich humanen Mitteln. Sehr traurig.

    1. Es ist wirklich so wie Trojanow es in seinem Buch „Der überflüssige Mensch“ beschreibt, und wir verstehen es nicht, Konsequenzen daraus zu ziehen. Oder wenn, dann solche, dass wir unser Schäflein ins Trockene bringen. Das ist so niederschmetternd.

  3. Der Brief der Bürgermeisterin von Lampedusa treibt mir die Tränen in die Augen. Sie hat so Recht. Es sind unsere Toten. Ebenso wie jene Asylbewerber, die es in die Festung Europa schaffen, und dort zu Tode kommen, weil sie sich aus Verzweiflung über die drohende Abschiebung aus dem Fenster stürzen, oder wgen ihrer Hautfarbe ermordet werden.

    1. Ich habe es vor kurzer Zeit selbst erlebt, warum selbst die, die es lebend bis nach Europa schaffen, längst nicht in Sicherheit sind, da schimpfte und wetterte ein Mann in einem Café lauthals und unentwegt über die Syrer, die doch endlich wieder dahin gehen sollten, wohin sie gehören und als ich ihn darauf hinwies, dass immerhin Krieg sei dort in Syrien, inklusive Giftgasangriffen, erklärte er mir wirklich, dass ihn das nichts angehe. Die Ohnmacht, die ich in solchen Momenten empfinde ist dennoch nichts gegen das Gefühl, das die Asylanten haben müssen, die jahrelang in Heimen auf eine Entscheidung der Behörden warten müssen.

      1. Diese Gleichgültigkeit ist grausam. Und während vor Lampedusa Menschen ertrinken und in Syrien der Krieg tobt, wird irgendwo wieder eine Entenfamilie mit einem Feuerwehrgroßeinsatz gerettet.

  4. Und es stellt sich die dringende Frage, was wir sonst noch tun können, denn unsere Empörung wird kein einziges Menschenleben retten.
    Ich werde mich weiter damit beschäftigen.
    Danke für´s Erinnern!

  5. Europa war und ist der einzige abgeschlossene Kontinent auf der Erde. Europäer haben die anderen Kontinente nach Gutdünken betreten, erobert oder vereinnahmt und ausgebeutet. Leider tragen wir europäischen Menschen, egal wie menschlich wir uns fühlen, alle von diesem historischen Erbe mehr oder weniger in unserem Bewusstsein. Schicksale von Migranten berühren uns je nach individueller Befindlichkeit.
    Die letzte Frage allerdings ist entscheidend und die muss jeder für sich beantworten: würde ich einen Migranten (und ggfs. seine Familie) in mein Haus aufnehmen? Mein Wohlleben mit ihm teilen? Für wielange?
    Schöne Grüsse vom Schwarzen Berg

    1. Du hast Recht, es gibt ganz sicher Reste kolonialpolitischen Denkens in uns allen, aber gerade Deutschlands Geschichte ist doch auch eine, in der Menschen selbst Asyl gesucht haben, darauf angewiesen waren, dass andere Staaten sie aufnahmen, vielleicht sollte man dieses Erbe aktivieren. Und wieder lernen zu teilen, den beträchtlichen Wohlstand, den wir hier völlig unverdientermaßen, einfach durch die „Gnade der Geburt“ vorfinden.
      Schöne Grüße aus der Stadt, die es angeblich nicht gibt, hinüber zum Schwarzen Berg.

      1. Unser eigenes historisches Erbe? Ich arbeite (als Wessi) gerade daran, dass die DDR nicht vergessen wird. Das tun andere auch, besonders die Medien. Dort wird allerdings lediglich die Dikatur, die Stasi und die Unmöglichkeit des Konsums und des Reisens für unsere kollektive Erinnerung aufbereitet. Aber es gab dort auch Menschen und ihren ganz normalen Alltag. Menschen mit den gleichen Wünschen wie wir und ihren Sehnsüchten nach Arbeit, Freunden und Familie, nach ein bisschen Wohlleben und Ruhe.
        Und da sollen wir uns daran erinnern, dass viele von uns selbst einmal unfreiwillige Migranten waren… (Ironieschalter aus!)
        Einen Sonnenstrahl in die Stadt, in der es – obwohl es sie angeblich nicht gibt – 300 Tage im Jahr regnen soll 😉

      2. Sonne haben wir hier gerade reichlich, um mit dem Teil des Kommentars anzufangen, den ich verstanden habe. Denn mit dem Rest, insbesondere mit dem ironischen Teil, habe ich Schwierigkeiten. Verständnisschwierigkeiten. Möglicherweise steht da noch eine (einzureissende) Mauer in meinem Kopf.
        Grüße aus der gerade blauhimmligen Regenstadt ohne Berg und Fluss.

      3. Ironisch meinte ich, dass wir gerade dabei sind, unsere jüngste Vergangenheit auszublenden, wie könnten wir uns da noch weiter zurückerinnern? Ich bezog mich damit auf deine Anmerkung, dass wir doch mal daran denken sollten, dass auch in unserem Land während des braunen Terrors viele Menschen in anderen um Asyl nachfragten…

  6. …dieses Thema rumort seit tagen in meinem Kopf und dein Text hat mir nun den Anstoß gegeben, das selbst in Worte zu fassen…wenn „fassbar“ hier das richtige Wort ist. Danke dafür. Ich hoffe sehr, die Empörung hört nicht auf und bewegt etwas.

    1. die empörung wird sich rasch legen, wie immer, wenn es um etwas geht, das scheinbar sehr weit weg ist, und was sich bewegt, sieht man ja jetzt; die kontrollen sollen verschärft werden, damit die flüchtlinge (scheinbar fernab unserer verantwortung) in ihren herkunftsländern sterben.

      1. Ja, das ist natürlich immer die Gefahr. Aber umso mehr darüber berichten, desto mehr bleibt es hoffentlich in den Köpfen…und es ist ein Thema, dass EU-Politik fordert (und da sind ja immerhin Wahlen nächstes Jahr)…sollte man also bis dahin nicht vergessen, was die einzelnen Kandidaten zu diesem Thema zu sagen haben.

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