Lampedusa

Es ist nicht das Meer, das behauptet, es gäbe überflüssige Menschen, sondern immer der Mensch. Der Mensch, der andere Menschen bestraft, wenn sie Menschen in Seenot zu retten versuchen. Der Mensch, der sich an seinen Gesetzen festhält, wenn Tragödien an seine Ufer schwemmen. Der Mensch, der mehrere Hundert Tote braucht, um über unhaltbare Zustände nachzudenken, auf die eine Frau auf Lampedusa schon vor Monaten aufmerksam gemacht hatte.

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Abgrund

Ankommen, abreisen. Die Möglichkeit, sich selbst zu verlassen. All dieser Blödsinn. In den Gedanken.

Auf der anderen Seite, das was ich sehe: Ein weinendes Kind an der langfingrigen weißen Hand einer Frau, die Tafel mit den Abfahrtszeiten der Züge, inklusive Verspätungen.

Und auf einer Bank vor dem Zeitschriftenladen sitzen ein Mann und eine Frau. Sie reden sehr leise miteinander, schweigen lange, sehen sich an. Ich habe das Gefühl, sie bewegen sich mit entschiedener Zärtlichkeit auf einen Abgrund zu. Aber vermutlich denke ich das mit dem Abgrund nur, weil ich mich nicht erinnern kann, jemals gesehen zu haben, wie mein Großvater mit meiner Großmutter gesprochen hat. Sie hat das Wasser von ihren Beinen zum Herzen steigen lassen (geduldig), damit sich wenigstens irgendetwas auf sie zu bewegt.