„Wasser besteht, zumindest wenn man es erfassen möchte, nur aus Lichteffekten … und das macht es wiederum zu einem sehr spannenden Motiv“, schrieb mir Haushundhirschblog als Antwort auf einen Kommentar zu einem Bild, bei dem Licht aus den Duschen zu fließen scheint, was mich sehr beeindruckt hatte.
Sofort musste ich an Fang Lijun denken, diesen chinesischen Maler, der mich vor Jahren in einer Ausstellung sehr fasziniert hat, sein Hauptmotiv war das Wasser. Also Lichteffekte?
Mein Lieblingsbild von ihm bestätigt das, aber da ist noch etwas mehr, Bewegung, Durchlässigkeit.
Und dann lese ich dieses Gedicht von Gwendolyn MacEwen, das alles in sich vereinigt.
Wasser
Wenn man es sich recht überlegt, ist Wasser alles. Oder vielmehr,
Wasser wagt sich in alles hinein und verwandelt sich in alles.
Es hat
Alle nur vorstellbaren Geschmäcker und Launen; Wasser ist Geschichte
Und das Ende der Welt ist ebenfalls Wasser.
Ich habe Wasser gekostet
Von London bis nach Miranshah. In Frankreich schmeckte es
Nach den Brustharnischen von Kreuzfahrern, nach Schwertern
und Tunneln aus ringen auf Damenfingern.
An den Quellen des Libanon war das Wasser
Ohne Farbe und hatte daher alle Farben,
außerhalb von Damaskus
Verkleidete es sich als Schnee und ließ sich zerhacken
Und auf die verdutzten roten Sommertrauben löffeln.
Jahrelang habe ich das Wasser verteidigt, obwohl man mir sagt,
es gibt andere Getränke.
Wasser wird dich nie belügen, selbst wenn es sich einschmeichelt
In fremdes Gebiet. Wasser hat Stil.
Wasser hat kein Gewissen und keine Scham, Wasser
gedeiht mit Wasser, es löscht seinen eigenen Durst.
Es schmeckt oft nach Salz und Ammoniak, und immer
Weiß es den Weg zurück.
Wenn du eine sehr weite Reise vorhast, halt es mit den Beduinen –
Trink bis zum Überfluß, so oft es geht,
und dann
Geh sparsam von Brunnen zu Brunnen.
(übersetzt von Christine Koschel aus dem sehr sehr lesenswerten Band Die T.E. Lawrence Gedichte, erschienen in der Edition Rugerup. Die Setzung hat mein Programm leider nicht übernommen.)
Vielleicht ist es das, das Wasser hat keine Hemmungen. Keine Hemmungen, sanft zu sein, oder gewaltig. Keine Hemmungen zu leuchten, oder alles Licht zu verschlucken. Leben zu sein, oder Tod. Ohne einen Unterschied zu machen.
Wasser – das unsichtbare Licht.
Aber, um zum Abschluss Keith Waldrop zu zitieren: „Wir sind nur Wellen, wir wissen nichts vom Wasser.“
Liebe Elke, Wasser ist elementar!
Ich habe zuerst völlig unpoetisch daran gedacht. Ich dachte, dass Wasser nie in die Hand von privaten Investoren gehören sollte sondern immer in staatlicher Hand. Ich bin ein Freund der sozialen Marktwirtschaft….
Grüße von Susanne
völlig unpoetisch gebe ich Dir absolut Recht, Susanne! Wasser ist elementar und gehört nicht in private Hand.
danke für diese schönen zeilen!
sind ja alle nur aus sehr dankenswerten anregungen entstanden…der dank gebührt mir also höchstens fürs zusammenstellen.
So schön habe ich lange nicht vom Wasser gelesen…
macewen hat über alles, worüber sie geschrieben hat, atemberaubend geschrieben.
über Wasser kann man nicht genug schreiben, die Wasser … sehr schöner Text!
danke. ich finde gerade, vermutlich durch die kürzliche beschäftigung mit wasser, immer mehr wunderbare texte, die sich mit wasser auseinandersetzen.
Gerade fällt mir noch dieses Sprichwort ein: „Steter Tropfen höhlt den Stein.“ Wasser hat auch Geduld und ist hartnäckig.