Erst 1925 befasste sich Breton damit, welche Rolle der Surrealismus in der bildenden Kunst spielen könnte. Gemeinsam mit Robert Desnos schrieb er als Vorwort für den Katalog einer Ausstellung den Aufsatz Die surrealistische Malerei.
Ende 1926 wurde die Galerie surréaliste eröffnet.
1928 schreibt Breton in seinem Essay: Der Surrealismus und die Malerei:
„Das Auge lebt im Urzustand. Die Wunder der Erde, in dreißig Meter Höhe, die Wunder des Meeres in dreißig Meter Tiefe haben fast nur das wilde ursprüngliche Auge zum Zeugen, das alles, was Farbe ist, auf den Regenbogen zurückführt […] Das Verlangen, die Bilder des Gesichtssinnes zu fixieren, ob sie vor ihrer Fixierung wirklich da waren oder nicht, hat sich zu jeder Zeit offenbart und hat zur Schaffung einer wirklichen Sprache geführt, die mir nicht künstlicher zu sein scheint als die gewöhnliche.“ (A. Breton, Der Surrealismus und die Malerei, Berlin, 1967)
Das Primat des automatischen Schreibens verursachte Schwierigkeiten auf dem malerischen Gebiet. André Masson gelangen zwar einige automatische Zeichnungen, indem er zunächst ohne Nachzudenken auf ein Blatt „kritzelte“, sobald aber arbeits- und materialaufwendigere Techniken ins Spiel kamen, versagte diese Technik, so dass die Maler neue Wege finden mussten, das Bewusstsein und die Kontrolle während der Arbeit außer Kraft zu setzen.
Derartige Möglichkeiten bestanden zum Beispiel in Gemeinschaftsproduktionen, dem bereits erwähnten Spiel mit dem Namen Köstlicher Leichnam, das seinen Titel aus dem ersten Ergebnis des Spiels erhalten hat: „Der köstliche Leichnam wird den jungen Wein trinken.“ Wobei hier eine literarische sowie eine zeichnerische Umsetzung möglich war. Die Resultate dieses Spieles wurden regelmäßig in der Zeitschrift „La Révolution surréaliste“ veröffentlicht.
Eine weitere Möglichkeit stellte die Collage dar, die durch Max Ernst Einzug in den Surrealismus hielt.
Breton: „Ich erinnere mich gut an die Gelegenheit als Tzara, Aragon, Soupault und ich die Collagen von Max Ernst zum erstenmal entdeckten. Wir waren gerade alle in Picabias Haus, als sie von Köln (1921) ankamen. Sie bewegten uns auf eine Weise, wie wir es nie wieder erlebten. Das äußerste Objekt war herausgerückt aus seiner gewohnten Umgebung, seine einzelnen Teile hatten sich aus dem gegenständlichen Zusammenhang in einer Weise befreit, daß sie völlig neue Beziehungen mit anderen Elementen eingehen konnten.“ (Hans Richter, Dada Kunst und Antikunst, Köln, 1973)
Für Ernst selbst war die Collage eine Möglichkeit, dem Irrationalen Zugang zu seiner Kunst zu verschaffen.
„Collagetechnik ist die systematische Ausbeutung des zufälligen oder künstlich provozierten Zusammentreffens von zwei oder mehr wesensfremden Realitäten auf einer augenscheinlich dazu ungeeigneten Ebene – und der Funke Poesie, welcher bei der Annäherung dieser Realitäten überspringt.“ (Max Ernst, Biographische Notizen, Ausstellungskatalog Walraf-Richartz-Museum Köln, und Kunsthaus Zürich, 1963)
Als Dalí im Frühjahr 1929 nach Paris kam, war das Interesse der surrealistischen Maler am Automatismus fast vollkommen erlahmt. An seine Stelle trat mehr und mehr die Beschäftigung mit dem Traum. In der Traummalerei wurde das Bild bewusst konstruiert. Der Malstil war realistisch.
Ein Vorbild des Surrealismus war zweifellos De Chirico, der Begründer der pittura metafisica (1888 – 1978), der sich selbst nie der surrealistischen Bewegung anschloss. Anhand seiner Bilder konnten die Surrealisten studieren, wie man einen Traum malen könnte.
Seine Bilder muten wie Traumszenen an, verfremden das Bekannte, indem seltsame Objekte in einer scheinbar bekannten Kulisse platziert werden.