Ich lebte jahrelang in der Haut eines Wolfes. Es ging mir nicht schlecht. Ich profitierte von seiner Stärke, dem Schrecken, den er unwillkürlich, allein durch seine Gestalt auslöste. Ich weiß nicht, wovon er profitierte, was ihn veranlasst hatte, diese Verbindung mit mir einzugehen. Vielleicht war er sich selbst leid. Vielleicht wollte er nichts mehr, als sich an jemanden zu verlieren. So verleibte er sich mich ein und wehrte sich nicht dagegen, dass ich ihn nach und nach aufsog, absorbierte, bis ich so groß und kräftig wurde, dass der Platz nicht mehr für zwei genügte.
Ich würde die Sprünge durch den Wald vermissen, sein gesträubtes Fell, wenn er Geräusche wahrnahm, lange bevor sie an mein Ohr drangen. Den Blutrausch, wenn er einem Opfer nachjagte.
Als sein Bauch allein durch meinen Willen aufbrach und ich der Hülle, die lange Zeit meine Heimat gewesen war entstieg, warf ich keinen Blick zurück.
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