Das eine und das andere

Eva Christina Zeller hat einen Gedichtzyklus geschrieben, über die Trauer, oder jedenfalls das Leben nachdem jemand gestorben ist, und Elisabeth Rank macht sich Gedanken über den Unterschied zwischen dieser tiefen (und sehr persönlichen) Trauer und dem, was so auf sozialen Netzwerken passiert, wenn z.B. ein Schauspieler stirbt.
Ich finde das sind wichtige Gedanken, deswegen möchte ich sie teilen.

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Ans Licht

Eine Frau mit geschwollenen Beinen, blaue Flecken am Arm, lärmempfindlich, sehr weiße Haut, sehr schwarzes Haar, dennoch keine Spur von Schneewittchen. Schneewittchen ist kein Märchen, das sie kennt und nicht annähernd sieben Zwerge, die sich um sie kümmern. Bloß einer, der hat sich einmal gekümmert und ist gleich darauf verschwunden.

Du musst doch wissen, wie er heißt. Du musst uns den Namen nennen. Noch heute Schläge, oder gestern. Die Zeit hat eine andere Dimension, seit es diese Schmerzen gibt. Sie hat nichts mehr mit Zahlen zu tun, oder mit dem, was man sich ausdenkt, um es dann früher oder später zu nennen.

Sie presst die Beine zusammen. Meine Beine. Meine Frucht. Sie ist allein. Die Hebamme, die bei ihr ist, ist auch allein. Aber keiner ist so allein wie dieses Kind, das sie nicht gebären will, das vielleicht selbst nicht geboren werden will, und dann geschieht es doch.

Ein Mann im weißen Kittel betritt den Raum und will ihr das Kind unter die Nase halten. Sie sehen ihn entsetzt an. Und schütteln den Kopf. Schütteln den Kopf.