Wir sammeln Verluste, tragen sie auf Karten ein, die unsere Wege vorgezeichnen. Warm haben wir es unter den Decken unserer kurzsichtigen Denkungsart. Globalisierte Verlierer, die sich immer wieder antäuschen lassen, ein Eindruck, ein Abdruck, ein Glanzpapier. Das Engagement und die bessere Welt nur einen Klick entfernt, endlich sind wir dabei. Bewegen und lassen uns bewegen, empören uns und kämpfen für eine bessere Welt, ohne dass es uns mehr kostet als einen Knopfdruck und ein bisschen Zeit. Weit oben am Himmel fliegen Hummeln. Hornissen fliegen aus Frau Sextons Mund. Eva nimmt Adam an die Hand und sagt: heute abend essen wir Fisch. Obst sagt man, sei ungesund, wie die Erkenntnis. Wer bleibt, verliert die Übersicht, wer geht nur die Aussicht (d.h. die Vorstellung vom stillstehenden Verlauf). Hoffnungen sind ausverkauft.

boah … ein text, der hinter jedem komma mit einer überraschung aufwartet. die welt verbessern per mausklick – wäre es doch so einfach. und ja, das tust du doch: mit deinem blog. jawohl.
Nein, ich verbessere die Welt sicher nicht. Aber ich zweifle. Manchmal zweifle ich sogar an meiner Ohnmacht und das könnte immerhin ein Anfang sein.
Aber Danke, dein Wohlwollen kommt durchaus bei mir an. Zu einem Moment, wo ich es sehr gut gebrauchen kann.
Ausverkaufte Hoffnungen 🙄
Wünsche dir einen tollen Wochenstart mit Hoffnung auf Sonne.
LG Mathilda
Sieht ganz nach Sonne aus, heute.
Danke Mathilda.
Toller Text. Entspricht meinen Empfindungen. Alles Liebe Karin *die die Hoffnung nicht aufgibt – nur manchmal*
Vielleicht ist es so, dass die Hoffnung uns manchmal aufgibt, und wir müssen versuchen uns ihrer wieder würdig zu erweisen.
Danke Karin.
Meine Hoffnung macht die Klicks …
Ich weiß 😉
Aber ich bin mir sicher, nein ich weiß!, Du tust viel mehr.
Schwere Kost, die erstmal verdaut werden will.
Ich würde mir wünschen, Emil, und du sicher auch, dass dieser Text, die schwere Kost wäre, die verdaut werden will. Leider ist es ja so, dass die schwere Kost eine durchaus andere, sehr viel massivere ist und dieser Text nur ein kleiner Versuch, einen Teil davon zu verdauen.
Lob der Verzweiflung
Es ist ein verzweifeltes Tun
die Verzweiflung herunterzumachen
denn die Verzweiflung macht unser Leben zu dem
was es ist
Sie denkt das aus
vor dem wir Ausflüchte suchen
Sie sieht dem ins Gesicht
vor dem wir die Augen verschließen
Keiner der weniger oberflächlich wäre als sie
Keiner der bessere Argumente hätte als sie
Keiner der in Erwägung all dessen
was sie und wir wissen
mehr Recht darauf hätte als sie
so zu sein wie sie ist
Früh am Morgen fühlt sie sich fast noch glücklich
Erst langsam erkennt sie sich selbst
Nach den ersten Worten
die sie mit irgendwem wechselt beginnt sie zu wissen:
sie ist nicht froh
sie ist noch immer sie selbst
Die Verzweiflung ist nicht frei von Launen und Schwächen
Ob ihr Witz eine Stärke oder eine Schwäche ist
weiß sie selbst nicht
Sie kann zornig sein
sie kann bissig und ungerecht sein
sie kann zu besorgt sein um ihre eigne Würde
Aber ohne den Mut zur Verzweiflung wäre vielleicht
noch weniger Würde zu finden
noch weniger Ehrlichkeit
noch weniger Stolz der Ohnmacht gegen die Macht
Es ist ungerecht die Verzweiflung zu verdammen
Ohne Verzweiflung müßten wir alle verzweifeln
Erich Fried
Vielen Dank für diese sehr passende Ergänzung!